Bei dem HERRN findet man Hilfe. Dein Segen komme über dein Volk!
Psalm 3,9

Brief an die Gemeinde zur Verlängerung des Gottestdienstpause

Liebe Gemeinde!

Am 8. März haben wir den letzten Gottesdienst miteinander gefeiert. In Oberhausen und Wiesental sind wir zusammen gekommen, haben gesungen und gebetet, haben auf Gottes Wort gehört und haben nicht nur geistliche Gemeinschaft gepflegt. Die Begegnungen vor und nach dem Gottesdienst sind wertvoll und wichtig, sind sie nicht selten der „Türöffner“ für ein intensives längeres Gespräch mit mir, Ihrer Seelsorgerin, in vielen Fragen Ihres Lebens.

Diese Begegnungen sind Ausdruck unserer Zusammengehörigkeit als Gemeinde Christi. Die Corona- Epidemie hat unser aller Leben auf den Kopf gestellt. Und wenn auch das Reisen wieder möglich ist und die Grenzen geöffnet sind, wenn der R- Wert unter 1 liegt und die Lokale wieder besucht werden dürfen: Das Leben ist noch längst nicht wieder das alte. Der Umgang mit dem Virus fordert heraus und uns dazu auf, verantwortlich nicht nur mit der eigenen Gesundheit umzugehen, sondern auch mit der unsrer Nächsten. Deshalb ist es unabdinglich, vor jedem neuen Schritt zurück in die gewohnte „Normalität“, zu hinterfragen, ob dieser auch tatsächlich notwendig und lebenswichtig, ja verantwortbar ist. Vielleicht gibt es ja auch die Möglichkeit die momentane Situation zu überbrücken, zum Wohle und zum Schutze aller.

Das gilt auch für das Angebot von Gottesdiensten in unserer Gemeinde. Der Ältestenkreis hat sich in seiner letzten Sitzung am 18. Juni 2020, die per Videokonferenz abgehalten wurde, zu diesem wichtigen Thema beraten und kam zum Entschluss, die Öffnung unserer Kirchen und des Kirchsaals für Gottesdienste bis nach den Sommerferien zu verschieben. Der entscheidende Grund dafür liegt sicherlich darin, dass unsere Kirchengemeinde nur über sehr kleine Räumlichkeiten verfügt. Bei Gottesdiensten müssen aber- wie überall- Abstandregeln eingehalten werden (2m bei Besuchern, 4m, bzw. 6m zur Liturgin/ SprecherIn/ KantorIn).

Die Einhaltung dieser Vorgabe reduziert die zulässige Anzahl von Personen in unseren Kirchen auf 10 bis 12. Die Räumlichkeiten sind nach den Gottesdiensten zu reinigen, zu desinfizieren und gut zu durchlüften, aber die Fenster in der Erlöserkirche sind nur bedingt zu öffnen, was bedeutet, dass der notwendige Luftaustausch nicht gegeben ist. Darüber hinaus gehört die Mehrheit unserer Mitarbeiter zu einer Risikogruppe, auch für sie haben wir eine Fürsorgepflicht, die es zu erfüllen gilt. Der Entschluss mit der Aufnahme von Gottesdiensten noch zu warten ist uns sehr schwer gefallen.

Allen Mitgliedern des Ältestenkreises fehlen die Gemeinschaft, die Nähe zueinander und der Austausch in der unmittelbaren Begegnung. Mir fehlen die Gottesdienste, das gemeinsame Gebet, die Lieder, begleitet von der Orgel, die kraftspendende Spiritualität, die damit verbunden ist.

Nach Auffassung der Mitglieder des Ältestenkreises ist aber dieser Mangel und die Sehnsucht nach gottesdienstlicher Gemeinschaft leichter zu ertragen als die Bürde, die sich aus einer Ansteckung bei einem unserer Gottesdienste ergeben würde. Die Feier eines Gottesdienstes unter Corona- Bedingungen unterscheidet sich in jeglicher Hinsicht von dem gewohnten Gottesdienstablauf.

Auf die prägenden Elemente des Gottesdienstes muss verzichtet werden: Gemeinsames Singen und Beten ist untersagt, weil dabei besonders viele Aerosole freigesetzt werden, das Abendmahl ist bis voraussichtlich Oktober untersagt. Die Dauer des Zusammenseins ist auf eine halbe Stunde begrenzt. Auf persönliche Nähe muss verzichtet werden, Mund-Nasen-Schutz ist zu tragen. Die scheinbar erreichte Normalität und das Zurück zum Gewohnten sind unter diesen Bedingungen längst nicht erreicht. Wir erhalten in diesen Tagen auch viele Rückmeldungen, gerade von den Menschen, die zu den treuesten Gottesdienstbesuchern zählen.
Sie berichten davon, wie sie zu Hause Gottesdienste feiern, vor dem Fernseher, oder ein online- Angebot nutzen, wie sie die von mir eingestellten Hausandachten feiern und vieles mehr. Sie erzählen davon lieber zuhause zu bleiben, in den eigenen vier Wänden und dort „wenigstens mitsingen zu können“ als sich einer Gefahr auszusetzen, die zwar nicht sichtbar aber dennoch vorhanden ist. Diese Rückmeldungen haben den Ältestenkreis bei seiner Entscheidungsfindung gestärkt.
Unser geistliches Leben liegt nicht brach. Es ist auch in diesen Corona-Zeiten existent, wenn auch in anderer Form. Aber spätestens seit Pfingsten wissen wir, der Geist Gottes weht und bewegt uns! Er ist da, als Mahner und Tröster und schenkt uns die Kraft und die Ausdauer diese schweren und herausfordernden Zeiten zu überstehen, in Solidarität miteinander, in Fürsorge und gelebter Nächstenliebe.

Ich danke Ihnen im Namen des Ältestenkreises für Ihr Verständnis und wünsche Ihnen von Herzen Gottes Segen. Er möge Sie halten und bewahren. Bleiben Sie gesund.

Ihre Pfarrerin
Charlotte Hoffmann