Zuflucht ist bei dem Gott, der von alters her ist.
5.Mose 33,27

Visitation des Kirchenbezirks vom 10.-13. November 2022

von Daniel Meier, Pressesprecher der badischen Landeskirche

Wie lernt man einen großen Kirchenbezirk vom Ufer des Rheins bis zu den Hügeln an der Grenze zu Württemberg mit seiner großen Vielfalt an Gemeinden in knapp vier Tagen kennen? Mit seinen Haupt- und Ehrenamtlichen, mit Menschen aus Politik, Schule und Wirtschaft, und möglichst an interessanten Orten? Eine echte Herausforderung für die achtköpfige Visitationskommission der badischen Landeskirche unter Leitung von Landesbischöfin Heike Springhart.

Was heißt Visitation? Durchschnittlich alle sieben Jahre bekommt jeder Kirchenbezirk Besuch von der Kirchenleitung aus Karlsruhe: Früher bisweilen als „Kontrollgang“ empfunden, dient die Visitation heute vor allem dem intensiven Austausch zwischen Landeskirche und Kirchenbezirk: Allem voran über den bevorstehenden kirchlichen Wandel im Zeichen notwendiger Einsparungen und zugleich der Chance, die Strukturen und das Wirken der Kirche kreativ zu verändern.

Die intensive Vorbereitung hatte sich gelohnt: Die Visitation schlug einen großen Bogen von Religionsunterricht (Diskussion mit Schulleitungen), Kirchenmusik (Bezirkskonzert) und Jugendarbeit (Gespräche mit Jugendlichen der Paul-Gerhardt-Gemeinde Bruchsal und im CVJM-Lebenshaus Unteröwisheim) über die alltäglichen Herausforderungen in der Gemeinde (Bezirkskonvent in Bruchsal) bis zur großen, kreativen Gesamtschau auf die fünf Regionen des Bezirkes in der Schlossgartenhalle Flehingen – mit mehreren hundert Engagierten aus allen Gemeinden von Philippsburg bis Sulzfeld.

Und weil die Kirche nicht um ihrer selbst willen da ist, sondern in die Welt hinausstrahlen soll, warf die Visitation auch in Bretten-Bruchsal einen Blick über den kirchlichen Tellerrand: Die Betriebsbesichtigung bei SEW Eurodrive in Bruchsal hinterließ einen Eindruck innovativer Dynamik und Begeisterung, nach der sich die Kirche vielleicht manchmal sehnt. Und beim Empfang für Vertreter*innen des öffentlichen Lebens im Bruchsaler Schloss wurde in den Grußworten deutlich, welche Wertschätzung das Wirken der Kirche vor Ort erfährt.

Die Visitation wurde am Volkstrauertag mit Gottesdiensten in den fünf Regionen abgeschlossen. Am Samstag hatte der Bezirkskirchenrat Zielvereinbarungen für die nächsten Jahre beschlossen. Darin heißt es: „Als Kirchenbezirk reagieren wir auf die gesellschaftlichen und kirchlichen Veränderungen. Wir unterstützen unsere Gemeinden und Regionen, als Kirche sichtbar und erfahrbar zu bleiben. Der Kirchenbezirk ermutigt die Regionen, innovative Projekte weiterzuentwickeln. Wir sehen in den notwendigen Veränderungen schmerzhafte Abschiede, aber auch Gelegenheit und Anstoß, neue Wege zu gehen.“

Konkret wurden folgende drei Ziele und die dazugehörigen Maßnahmen vereinbart:

1. Regionalisierung

Der Kirchenbezirk begleitet die Strukturprozesse in den fünf Regionen des Bezirkes. Dabei ist er auch zur finanziellen Unterstützung für Innovationen bereit. Es ist dem Kirchenbezirk wichtig, dass jede Region ihre eigene Identität entwickelt. Wir unterstützen und befähigen haupt- und ehrenamtlich Tätige, den Wandel zu gestalten, zum Beispiel durch gemeinsame Fortbildungen oder Auszeiten. Die Zusammenarbeit der Dienstgruppen in der Region wird durch teambildende Maßnahmen und fachliche Beratung unterstützt. Der Kirchenbezirk entwickelt Leitlinien für regionale Visitationen. Diese Maßnahmen sollen bis 2025 umgesetzt sein.

2. Begleitung an den Schnittstellen des Lebens

 Wir sehen es als unseren Auftrag an, auch unter den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen Menschen an den Schnittstellen ihres Lebens zu begleiten, sie in vielfältigen Lebenssituationen mit dem Evangelium in Kontakt zu bringen und Segen zuzusprechen auf vielfältige und individuelle Weise. Dafür suchen wir neue Wege:

Die Zuständigkeit und die Erreichbarkeit werden geklärt und optimiert. Die Kontaktmöglichkeiten werden öffentlich kommuniziert und beworben.

Bewährte Formen wie die Segnung von Schwangeren, regionale Tauffeste, niederschwellige Trau- und Segensangebote und Gottesdienste für trauernde und verwaiste Eltern werden weiterentwickelt. Die Maßnahmen sollen bis 2025 realisiert sein.

3. Bezirkspartnerschaft

 Der Kirchenbezirk sieht sich bewusst als Teil der weltweiten Kirche Jesu Christi und möchte dem durch eine Bezirkspartnerschaft Ausdruck geben. Erste Kontakte mit der Diözese Malabar, Church of South India, sind bereits geknüpft, ein Trägerkreis wird gebildet.